Friedhof der Namenlosen

Fast 700 Jahre ist es her, dass ein Bischoff und drei weitere Geistliche auf der Nordsee-Insel Neuwerk den „Friedhof der Namenlosen“ weihten. Ab dem 22. Juni 1319 wurden hier Leichen bestattet, die von der Flut ans Inselufer geschwemmt wurden. Auf wenn auf diesem Friedhof heute keine unbekannten Toten mehr bestattet werden, wird die kleine Anlage gepflegt und in Stand gehalten. Dem Tourismus sei Dank.

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26. August 2014
Nur rund 40 Einwohner zählt die Insel Neuwerk derzeit, aber dafür etwa 100.000 Touristen in den Sommermonaten. Neuwerk liegt ungefähr 15 Kilometer nordwestlich von Cuxhaven und mitten im Wattenmeer der Nordsee. Trotz ihres Inselstatus liegt sie damit auf dem niedersächsischen Festland, gehört aber zum Stadtgebiet von Hamburg. Das 3 Quadratkilometer große Neuwerk ist damit ein Stadtteil der Hansestadt.

Hamburg erhielt 1286 die Hälfte der Insel vom Herzog von Sachsen-Lauenburg, um dort 1299 einen 35 Meter hohen Turm zu errichten. Der Turm wurde als so genanntes Seezeichen genutzt, um den Schiffen den richtigen Weg in die Elbe zu weisen. Darüber hinaus war Neuwerk auch ein wichtiger Vorposten gegen See- und Strandräuber. Die Piraterie einerseits, aber auch die durchaus gefährlichen Strömungen in den Gezeiten sowie der Fischfang auf stürmischer See forderten immer wieder Menschenleben. Deren Leichen wurden im Wattenmeer unweigerlich irgendwann wieder an Land gespült. Da es durch die Jahrhunderte hinweg keine Möglichkeit gab, die Identitäten der Toten festzustellen, war ein Transport von Neuwerk zum Festland bei Ebbe mit dem Pferdewagen oder bei Flut per Schiff irrelevant. So ist für die Unbekannten zu jener Zeit ein eigener Friedhof entstanden. Heute werden aufgefundene Tote auf das Festland übergeführt und dort beigesetzt.

Derzeit stehen auf dem im Jahr 1900 umgestalteten Friedhof links und rechts in zwei Reihen insgesamt 21 Holzkreuze. Nur ein Kreuz unterscheidet sich von den anderen, denn es ist beschriftet. Durch die Verwitterung ist es mittlerweile sehr unleserlich geworden. Bei dem Toten handelt es sich um den am 4. Oktober 1909 geborenen Herbert Vogel aus Bremen, der am 17./18. August 1928 gestrandet ist. Damit bildet dieses Grab eine Ausnahme auf dem Friedhof der Namenlosen. In der Mitte der Anlage thronen ein großes Holzkreuz und ein Gedenkstein. Der Friedhof selbst liegt in einem kleinen Wäldchen direkt hinter dem Süddeich.

Auf dem Gedenkstein steht geschrieben:

Heimatlos wie weh das klingt.
Namenlos ins Grab gesenkt,
das kein Mutterarm umschlingt,
dem kein Bruder Blumen schenkt.
Ach, im Wind, der diesem Stein,
diesen Hügel Sand umweht,
wird manch´ banges Klagen sein,
das euch weinet suchen geht.
Aber reiht sich, himmlisch schön,
nächtens oben Licht an Licht,
taut´s wie Trost aus jenen Höh´n:
Heimatlos seid ihr nicht.



Weitere Informationen unter www.insel-neuwerk.de

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