15. Januar 2013
"Die Liebe eines Motorradfahrers zu seinem Feuerstuhl darf nicht mit dem
Tod enden", sagte Jörg Michael Grossmann gegenüber der UK, der evangelischen Zeitung für Westfalen und Lippe. Die Idee zu seinem ungewöhnlichen Service kam ihm vor vier Jahren während seines USA-Urlaubs. Rein zufällig erlebte der Unternehmer aus Usingen (Taunus) eine Biker-
Bestattung. Dieses Ereignis sei würdevoll und beeindrucket zugleich gewesen sein. Sechs Clubmitglieder trugen den
Sarg und seiner Schätzung nach klatschten rund 700 Menschen zu Ehren des Verstorbenen. Nachdem der
Sarg dann auf einer Plattform am Beiwagen gesichert wurde, starteten zirka 400 Harleys zu einer letzen Fahrt. Diese "Ausfahrt" habe ihn so bewegt, dass er beschloss, in Deutschland so etwas auch zu initiieren.
Umsetzung trotz Bürokratie
Zurück in der Heimat gab es nicht nur ein entsprechendes Gespann zu besorgen, sondern auch einige bürokratische Hürden zu überwinden. Denn um einen bundesweiten Service anbieten zu können, mussten erst einmal die jeweiligen Bestattungsgesetze aller 16 Bundesländer studiert werden. Dabei spielt insbesondere das Bestattungskraftwagengesetz eine wichtige Rolle. Dieses regelt die Maße, die Sicherungssysteme und die Zwangsentlüftung bei einem Fahrzeug, das zu Bestattungen eingesetzt werden darf. Mit diesem Wissen, einem vom Bootsbauer nach eigenen Entwürfen hergestellten Beiwagen und einer Kawasaki VN 1500, startete Jörg Michael Grossmann seinen Service. Seit Ende 2012 besitzt er zusätzlich noch eine Electra Glide Classic von Harley Davidson, dem Inbegriff des Cruisers. Beide Bikes sind Einzelanfertigungen mit verstärkten Hilfsrahmen, Spezialfelgen mit Winterbereifung sowie Rückwärtsgang. Die Entwicklung und der Umbau der beiden Gespanne haben nach eigenen Angaben rund 160.000 Euro gekostet. Vor allem die Electra Glide werde seiner Meinung nach in der Hauptzielgruppe der Biker noch stärkeren Anklang finden. Den 2,70 Meter langen und 2,20 Meter breiten hohen Beiwagen mit den hochgezogenen Plexiglasscheiben hat sich der Unternehmer in Europa als Geschmacksmuster und in Deutschland als Gebrauchsmuster schützen lassen. Eine letzte Fahrt kann je nach Strecke um die 1.200 Euro kosten.
Soziale Eigenschaften wichtig
Seinen ersten Auftrag erhielt der Usinger aus Düsseldorf. Dabei lernte Grossmann laut UK die Trauerrednerin Judith Albaum kennen. Die Diplom-Theologin bescheinigte ihm, sehr umsichtig und würdevoll agiert zu haben. In einem Interview mit der Rheinfalz am Sonntag sagte er, dass Sensibilität und Sozialkompetenz sehr wichtig seien. Berührungsängste dürfte man ebenfalls nicht haben. Rund 60 Fahrten im Jahr unternimmt Grossmann mittlerweile, aber es brauchte eine gewisse Zeit bis sich dieser Dienst in Deutschland etablierte.
Überführung nach Wunsch
Wie das letzte Geleit gestaltet wird, richtet sich natürlich nach den individuellen Wünschen - aber auch nach der Anzahl der Trauergäste. Ab einer bestimmten Größe muss die Fahrt angemeldet werden. Armin Stier, Gesellschafter des Karlsruher Bestattungsinstitutes Trauerhilfe Stier, bietet den Dienst von Grossmann an. "Die Fürsorge gegenüber der oder dem Verstorbenen hört nach dessen
Tod für die Angehörigen ja nicht auf. Häufig steht dann die Frage im Raum, was dem oder der Verstorbenen selbst gefallen würde, was dessen Persönlichkeit am besten widerspiegelt“, sagte Stier der BNN aus Karlsruhe. Das helfe auch bei der der Trauerbewältigung, so Stier weiter.
Weitere Informationen erhalten Sie bei der
Trauerhilfe Stier oder bei
JG Motorradbestattungen.