16. November 2012
Der
Tod von Dominik Brunner bei einer sinnlosen Prügelattacke hat die ganze Nation bewegt. Ebenso die Ablehnung des Kirchenvorstands, dem kleinen Jens Pascal seinen letzten Wunsch zu erfüllen: ein
Grabstein mit einem Logo des BVB. Erst eine Welle der Empörung in den sozialen Netzwerken hat einen Kompromiss ermöglicht. Der Sozial- und Kulturhistoriker Professor Dr. Norbert Fischer sieht darin einen Beleg, dass
Sterben,
Tod und
Trauer in unserer Gesellschaft zunehmend verankert sind. Sie würden nicht mehr in dem Maße tabuisiert werden wie noch vor wenigen Jahren. So nannte Fischer auf dem ersten Deutschen Bestatter Kongress in Königswinter als weiteres Beispiel die vielen Unfallgedenkstätten, die sehr häufig als Ort der Trauerbewältigung dienen. Das gilt mittlerweile auch für das Internet. Dort findet man Online-Traueranzeigen und spezielle Foren und interessante Blogs.
Käßmann, Beckmann & Nuhr engagieren sich
Um dem Thema größeres Gewicht zu verleihen, unterstützen gleich drei Paten die ARD. Die Theologin Margot Käßmann, der Kabarettist Dieter Nuhr und der ARD-Moderator Reinhold Beckmann engagieren sich für das multimediale Programmprojekt im Ersten. Margot Käßmann meint: „Die Auseinandersetzung mit dem eigenen
Tod ist wichtig im Leben, und das zu fördern ist mir ein Anliegen.“
Laut der Pressemeldung der ARD lässt sich für Kabarettist Dieter Nuhr ("Satire Gipfel") - wie so vieles, was unfassbar schrecklich ist - auch der
Tod nur mit Humor ertragen. "Es hat ja keinen Sinn, sein Leben trauernd zu verbringen, weil es irgendwann ein Ende haben wird. Ich will den
Tod auslachen, vielleicht ist er dann beleidigt und kommt nicht wieder. Man sollte über den
Tod als Teil des Lebens nachdenken, und ich will beweisen, dass man deshalb nicht gleich schlechte Laune kriegen muss." Reinhold Beckmann sagt dazu: "Immer nur den
Tod zu fürchten, führt dazu, das Leben aus den Augen zu verlieren“.
Drei Themenkomplexe
„Wie wir umgehen mit dem
Tod“, „Wie wir sterben wollen“ und „Was am Ende bleibt“ lauten die drei Themenkomplexe der Themenwoche. Das
Sterben und der
Tod ginge jeden Einzelnen und damit uns alle an. Deshalb wolle man in dieser Themenwoche Ängste beleuchten und dem Verdrängen entgegenwirken, erklärt die rbb-Intendantin Dagmar Reim. MDR-Intendantin Karola Wille ergänzt: "Indem wir in Fernsehen, Hörfunk und Online ein sensibles Thema behandeln, wollen wir Lebenshilfe vermitteln und die Diskussion über den Umgang mit dem
Tod in der Gesellschaft befördern".
Wie viel die ARD in Bewegung setzen kann und ob sich die Gesellschaft kollektiv für das Thema interessiert, wird man sehen. Eines ist aber schon jetzt sicher: Der Trauermonat November hat hinsichtlich dieses Themas noch nie soviel Aufmerksamkeit bekommen.