Aufgelöst oder schockgefroren?

Der Friedhof ist out und alternative Bestattungsformen im Kommen. Dafür ist die Einäscherung meist die Voraussetzung. Doch trotz Hightech im Krematorium verursacht die Feuerbestattung unweigerlich Emissionen und einen hohen Energieverbrauch. Umweltfreundlicher soll dagegen die Resomation sein. Dabei wird der Körper chemisch aufgelöst. Oder der Leichnam erhält eine Gefriertrocknung und kann danach einfach kompostiert werden

31. Oktober 2014
Die Methode ist nicht neu, aber die Diskussion um die Resomation schon. In den USA besteht bereits seit 2007 die Möglichkeit, sich nach dem Ableben in einer starken Lauge auflösen zu lassen. Das Verfahren gilt unter den Befürwortern als schnell, günstig und umweltfreundlich. Aktuell wird in den Niederlanden und in Belgien über entsprechende Gesetzesänderungen verhandelt. In Deutschland ist diese Methode, bei der nur ein weißes Pulver übrig bleiben soll, noch nicht zugelassen.

Resomation: Reine Chemie oder doch human?

Die Resomation sei mit dem natürlichen Verwesungsprozess zu vergleichen. Dabei wird der Körper in einem Druckbehälter aus Edelstahl mit einer Lösung aus heißem Wasser und Kaliumhydroxid besprüht. Bei Temperaturen von 150 bis 160 Grad Celsius zersetzt sich der Körper in rund drei Stunden. Übrig bleiben sollen ein paar Knochenreste und laut Wikipedia eine viskose Flüssigkeit, die im Wesentlichen aus Aminosäuren, Zucker und Salzen besteht. Um ein Pulver daraus zu gewinnen, müsste dem alkalischen Medium das Wasser wieder entzogen werden. Das ruft die Kritiker auf den Plan. DIE Welt zitiert in ihrer Online-Ausgabe den emeritierten Professor für Umwelttechnologie an der niederländischen Universität Wageningen Gatze Lettinga: "Resomation ist eine umweltunfreundliche Methode, kostet viel Energie, benötigt sehr aggressive Chemikalien und hinterlässt äußerst verschmutztes, alkalisches Abwasser." Zudem würden pro Durchgang mehrere Hundert Liter Wasser benötigt.

Auch in den Reihen der Bestatter hält sich laut DIE WELT die Euphorie in Grenzen. Die Resomation sei aus wirtschaftlichen Interessen entwickelt worden und stünde einer seit Jahrtausenden gepflegten Tradition der Erd- und Feuerbestattung entgegen. Oliver Wirthmann, der Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur in Düsseldorf, nennt die Resomation eine Pseudobestattungsform und einen bloßen Marketing-Trick. Es bleibt also abzuwarten, ob sich in unseren Nachbarstaaten die Resomation durchsetzt und wie wir in Deutschland darauf regieren. Die Sargindustrie wird sich sicherlich wünschen, dass sich diese Bestsattungsform sprichwörtlich in Luft auflöst.

Gefriertrocknung: Einfach zu Staub zerfallen
Die schwedische Biologin Susanne Wiigh-Mäsak verfolgt bereits seit 20 Jahren den Gedanken, die sterblichen Überreste wieder dem Kreislauf der Natur zurückzugeben. Selbstverständlich unbedenklich und umweltfreundlich. Dafür hat Die Biologin eine Methode auf Basis der Gefriertrocknung entwickelt und bereits in über 35 Ländern zum Patent angemeldet. Der Leichnam wird zuerst bei minus 18 Grad Celsius schockgefroren. Im zweiten Schritt wird der gefrorene Körper in flüssigen Stickstoff getaucht. Der so erstarrte Körper wird bei einer Temperatur von minus 196 Grad Celsius brüchig wie Glas. Schallwellen und Erschütterungen sollen danach den Körper in eine pulverige Substanz zerfallen lassen. Zum Abschluss wird dem Pulver in einer Vakuumkammer das Wasser entzogen. Metallteile, zum Beispiel aus Zahnfüllungen oder chirurgischen Eingriffen, überstehen diese Prozedur und können mühelos entfernt werden.

Die schwedische Stadt Jönköping soll nach Berichten von Spiegel Online zum Bau einer Pilotanlage bereit sein. Vor allem jüngere Leute seien von der Idee einer "grünen Bestattung" angetan, wird Lennart Angselius, Leiter der Friedhofsverwaltung in Jönköping, dort zitiert. Ältere Menschen zögen dagegen die Erd- oder Feuerbestattung vor. "Aber ich denke, es ist nur eine Frage der Gewohnheit", heißt es weiter.

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