QR-Code & Co. halten lebendig

Vorname, Name, Geburts- und Sterbedatum, vielleicht noch ein kleines Symbolbild - mehr passt nicht auf einen Grabstein. Das sind wenig Informationen über einen Menschen, der mit großer Wahrscheinlichkeit ein bewegtes Leben hinter sich hat. Ein QR-Code am Grab bietet die Möglichkeit, mehr zu erfahren.

14. November 2014
QR-Codes kennt man von Bahntickets und aus der Werbung. Nun sieht man sie immer häufiger auf Friedhöfen. Ob direkt in den Stein graviert oder als kleine Tafel am Grab, die schwarz-weißen Pixelmuster der QR-Codes sind der direkte Weg ins Internet. Mit einem Smartphone und einer entsprechenden App wird der Code eingelesen und auf eine bestimmte Internetseite weitergeleitet. Das kann eine Homepage, eine Gedenkseite, eine Kondolenzseite oder auch ein Personenprofil in einem sozialen Netzwerk sein. Wer zum Beispiel am Grab von Bärbel Bohley auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin den QR-Code einliest, der landet auf der Internetseite der DDR-Bügerrechtlerin und Mitbegründerin des Neuen Forums. Dort können Lebensdaten eingesehen und eine Bildergalerie aufgerufen werden.

Neue Trauerkultur offensichtlich
Die QR-Codes sieht Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur als ein Beispiel für die erheblichen Veränderungen im Umgang mit Trauer, schreibt die Hannoverschen Allgemeinen Zeitung in ihrer Online-Ausgabe. Er sehe, so die Zeitung weiter, solche Neuerungen eher positiv, schließlich würden die Friedhöfe gestärkt. "Und die Trauer braucht einen konkreten Ort", ist Wirthmann überzeugt. "Hier gehen neue Trends und gewachsene Formen der Trauer am Grab eine gute Verbindung ein."

Noch ist die Nachfrage der Angehörigen bei Bestattern nach einem QR-Code relativ gering. Der Stuttgarter Bestatter Marc Ramsaier wird in der genannten Online-Ausgabe dazu mit folgenden Worten zitiert: "Man muss auch bedenken", die Hinterbliebenen kommen in einer extremen Stresssituation zu uns, in der sie in kurzer Zeit ganz viele Entscheidungen treffen müssen - zu Fragen, mit denen sie in der Regel bisher gar nicht konfrontiert waren."

Moderne Wissensvermittlung
55 Prozent aller Deutschen nutzen laut einer Umfrage der Bitkom mittlerweile ein Smartphone. Gerade einmal 8 Prozent nutzen dagegen überhaupt kein Mobiltelefon. Anhand dieser zwei Zahlen lässt sich ablesen, in welcher Dimension heutzutage Informationen auf mobilen Endgeräten ausgetauscht werden. QR-Codes sind dabei nicht mehr wegzudenken. Denn ohne langes "googeln" führt der Code zu den gewünschten Infos. Nicht auszuschließen, dass mit dieser Technik an Gräbern von berühmten Persönlichkeiten und Prominenten eine neue Art der Wissensvermittlung stattfinden könnte. Der Attraktivität des Friedhofes würde es sicherlich helfen.
 
Nächste Stufe: Augmented Reality
Bevor sich der QR-Code überhaupt an Gräbern durchsetzen wird, steht schon die nächste Technologie in den Startlöchern: Augmented Reality, kurz AR. Wörtlich übersetzt heißt es "erweiterte Realität" und meint die visuelle Darstellung von Informationen als Ergänzung zum realen Objekt. Das können Texte, aber auch Bilder, Audio-Dateien oder Videos sein. Wird die Kamera eines Smartphones oder eines Tablets auf ein bestimmtes Objekt gehalten, z.B. dem Grabstein, erkennt eine entsprechende App diesen und blendet verschiedenste Zusatzinformationen ein. Diese Infos sind entweder bereits in der App enthalten oder werden via Internetverbindung direkt geladen. Die Möglichkeiten dieser Technologie sind schier unbegrenzt. Viele große Unternehmen setzen AR schon heute ein.

Die richtige Pflege
Wie beim Grab selbst, ist auch beim digitalen Nachlass die Pflege ein nicht zu vernachlässigender Punkt. Zwar muss kein Unkraut gejätet oder Blumen gegossen werden, aber die digitalen Inhalte verlangen ebenfalls eine stetige Aktualisierung. 


Lesen Sie hier den oben genannten HAZ-Artikel

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