29. April 2015
Nicht zuletzt durch die Katastrophe in den französischen Alpen, sind in den vergangenen Wochen immer wieder in der Tagespresse Artikel zum Thema Selbstmord zu lesen. Denn die Zahl der Selbsttötungen steigt wieder. Laut Statistischem Bundesamt waren es im Jahr 2013 genau 10.076 Menschen. Mit 2.079 Suiziden ist die Altersgruppe der 45- bis 55-Jährigen am stärksten davon betroffen. Die Dunkelziffer der ernsthaften Suizidversuche dürfte allerdings wesentlich höher ausfallen. Die Schätzungen liegen zwischen 100.000 und 300.000 Versuchen pro Jahr. In Bayern ist übrigens die Selbstmordrate am höchsten. Den traurigen Negativrekord hält die Stadt Kempten im Allgäu. Dort kommen 24 Suizide auf 100.000 Einwohner.
Einsamkeit und Armut
Die Suizidrate war aber schon einmal wesentlich höher. Um 1980 lag die Zahl fast doppelt so hoch wie heute. Rund 18.000 Bundesbürger nahmen sich das Leben. Bis 2008 sind die Sterbefälle durch Suizid stetig gesunken. Nun nimmt die Zahl wieder zu. Die Ursachen dafür sind vielfältig und spiegeln sicherlich auch die gesellschaftliche Entwicklung wider. Mit der vermehrten Anonymisierung und der zunehmenden Armut vergrößert sich automatisch die soziale Ausgrenzung. Schnell ist das Leben nicht mehr lebenswert. Kommt noch eine schwere Erkrankung hinzu oder die Angst davor, gilt der Suizid als probater Ausweg. Darüber hinaus beeinflusst die Debatte um die Legalisierung der Sterbehilfe auch die Meinung der Menschen auf das Recht eines selbstbestimmten Todes.
Suizid ist Männersache
Andere Länder, andere Sitten heißt es. Doch trotz der großen kulturellen Unterschiede nehmen sich global mehr Männer als Frauen das Leben. Im Welt-Suizid-Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist zu lesen, dass in manchen Teilen Russlands die Suizidrate der Männer fünfmal höher ist als bei Frauen. In Deutschland ist sie im Vergleich "nur" doppelt so hoch. "Ihre Suizide sind impulsiver als die der Frauen, ihr Entschluss zu sterben ist stärker und endgültiger, ihre Methoden sind gewalttätiger. Und, auch das eine überraschende Erkenntnis: Ihr Glück hängt an den Frauen, weit mehr als das Glück der Frauen an den Männern hängt. Wenn sich die Partnerin eines schon belasteten Mannes trennt, scheiden lässt oder stirbt, steht der so Verlassene oft vor dem sozialen und emotionalen Nichts", berichtet Welt.de in einem
interessanten Artikel.
Unter den bundeseinheitlichen kostenlosen Telefon-Nummer
0800-1110111 oder
0800-1110222 erreichen gefährdete Menschen die Telefon-Seelsorge.
Eine Liste mit Hilfen zur Suizid-Prävention
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