Statt in der See bestattet, wurden 67 Urnen in einem leer stehenden Haus im Harz gehortet. Das berichten derzeit mehrere Medien, unter anderen Spiegel Online. Laut MDR soll die Asche in den Urnen aus den Jahren 2011 und 2012 und aus Krematorien in ganz Deutschland stammen. Nun wird wegen gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt, da Dutzende Angehörige geschädigt sein dürften.
16. Dezember 2013
Es ist schon ein bizarrer Fund. 67 Urnen - jeweils mit Namen, Geburts- und Sterbedatum gekennzeichnet - liegen inmitten von Unrat in einem leer stehenden Haus. Der Fundort ist ein Haus, das der Stadt Stolberg in Sachsen-Anhalt selbst gehören soll. In Verdacht geraten ist nun ein in 2012 insolvent gegangener Bestatter aus Stolberg, dem das Haus in dieser Zeit übergangsweise zur Verfügung gestellt wurde. Irgendwann sei der Bestatter dann verschwunden und scheint die Urnen neben weiteren Unterlagen dort zurück gelassen zu haben.
Zwischenheadline: Ein Einzelfall?
Der Urnenfund in diesem Ausmaß dürfte schon sehr einmalig sein. Dennoch kann niemand ausschließen, dass nicht auch überall in Deutschland Bestattungen nur vorgegaukelt werden. Das kann unter zwei Voraussetzungen recht leicht passieren: Erstens, wenn Verstorbenen anonym und/oder ohne Angehörige bestattet werden sollen. Und zweitens, wenn die
Bestattung ohne persönlichen Kontakt zum Bestatter und ohne Überprüfung der erbrachten Leistung in Auftrag gegeben wird. Das ist in vielen Fällen heute üblich geworden, weil die zur Totenfürsorge verpflichteten Angehörige nicht am gleichen Ort wohnen und zum Verstorbenen keine tiefe persönliche Bindung hatten. Meist wird dann auf ein im Internet angebotener Bestattungs-Service zurückgegriffen. Das muss keine schlechte Wahl sein. Allerdings sind die ausgelobten Preise derart niedrig, dass deren Seriosität angezweifelt werden kann.
Ob der beschuldigte Bestatter aus Stolberg eines dieser "schwarzen Schafe" ist, wird im schlimmsten Fall die Justiz klären. Sicher ist aber, dass die Dunkelziffer von vorgetäuschten (See-)Bestattungen recht hoch sein dürfte.
Auch der Bestatterweblog beschäftigt sich mit diesem Thema. Dort ist zur Niedrigpreis-Internet-
Bestattung zu lesen: "In den Medien sind die “Billigen” vor allem in den Privatsendern ja immer wieder sehr präsent, zeigen dort gerne “Kaffeefahrten” ins ausländische
Krematorium und brüsten sich damit, daß es bei ihnen eben die Menge macht und sie deshalb alles günstiger anbieten können, ja, sie versteigen sich sogar in die Behauptung, für ganz wenig Geld könnte man das Gleiche leisten, wie der niedergelassene, örtliche Traditionsbestatter mit seinen durchaus höheren Preisen."
Der ganze Artikel mit einigen Hintergrundinfos ist hier zu
lesen oder als Podcast zu
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